Die Chronik der St. Gereon Schützenbruderschaft in Würm von 1559 - 1900

1559

Am 16. September 1559 hatte der damalige Herzog Wilhelm V. von Jülich von seinem Jagdschloß in Hambach aus seine Instruktionen an die verordneten Räte wegen der in den einzelnen Pfarreien vorzunehmenden Erkundigungen über den Fortschritt der Reformation in den jülich-bergischen Ländern erlassen. Dabei heißt es ,,Erkundigung soll geschehen mit den Kirchenrenten und durch wen solliche lnkommen und Gueter empfangen und ausgegeben werden. Wie auch der Bruderschaften, Spital und Schulen halber Ufmerkens zu haben und Erfarung zu tun, wie und durch wen die underhalten und vertretten, ob die Renten auch nutzlich verwendet und angelegt und geburliche Rechnung jerlichs davon, wie gleichfals von den Kirchenrenten, wie obgemelt, in Beisein der Ambtleute und Bevelchaber geschehe und die Restanten von den vortigen unbezalten Jaren auch inbetracht und entrichtet werden. Und sollen auch die Verordnete an jederem Ort die ierliche Ufkumpsten der Kirchenrente, Bruderschaften, Spitalen und Schulen erkundigen und ufzeichnen lassen, damit dieselbige zu christlichem gemeinen Nutz angelegt mögen werden…“

Bei der daraufhin am 3. November 1559 auch in Würm vorgenommenen Visitation bescheinigen dann die Räte am Ende ihres Berichts: ,,Haben ire Kirchen·- und Broderschaftsrenten schriftlich übergeben.“ Die nicht weiter genannte Bruderschaft hatte 5 Malter 4 Sumber und 3 Viertel Fruchtrenten und besaß außerdem noch 3 Morgen in den Sauren Benden.

Es ist also damit zu rechnen, daß die Bruderschaft schon vor 1559 bestanden haben muß. Bis zur Neugründung im Jahre 1862 trug die heutige Bruderschaft den Namen „St. Sebastianus Schützenbruderschaft Würm“. Die Original-, in Pergament gebundenen Unterlagen sind im letzten Krieg verlorengegangen.

1861-1862 Die Neugründung

Als die St. Gereons Schützengesellschaft im Jahre 1862 neu gegründet wurde, gehörte die historische Bedeutung der Schützen für die Verteidigung ihrer Heimat und der Aufrechterhaltung der öffentlichen und kirchlichen Ordnung bereits seit langem der Vergangenheit an.

Im Laufe des Jahres 1861 kamen die Einwohner der Gemeinde Würm überein, die Schützenbruderschaft, die damals Schützengesellschaft hieß neu ins Leben zu rufen die sie nach ihrem Pfarrpatron St. Gereon benennen wollten. Im Dezember des gleichen Jahres noch waren die Satzungen der neuen Schützenbruderschaft nach den Vorlagen älterer Schützengesellschaften der Umgegend im Entwurf mit zwanzig Absnitten fertig geworden. Sie wurden am 25. März 1862 erneut aufgezeichnet, da am 6. April die erste Versammlung der neuen St. Gereon Schützengesellschaft stattfinden sollte.

Diese Statuten führen daher eingangs aus: „Die unterzeichneten Einwohner der Gemeinde Würm traten heute zusammen, im unter dem Namen St, Gereonsschützen einer Schützengesellschaft neu zu gründen. Der Zweck der Gesellschaft ist, eine unter allen Ständen auf gegenseitige Achtung und Anhänglichkeit beruhende Verbindung hervorzurufen, Frohsinn und Heiterkeit zu fördern und dadurch die Begehung von volkstümlichen Festen auf würdige Weise zu feiern. Jedem katholishcen unbescholtenen Einwohner ist, wenn er das 18. Lebensjahr erreicht hat, der Eintritt in die Gesellschaft gestattet.“

In jener Zusammenkunft vom 6. April 1862, in der auch bereits die ersten Quartalsbeiträge erhoben wurden, gab die neue Schützengesellschaft ihrer Vereinigung auch den ersten Vorstand. Dabei wurde der Sohn des Besitzers des Leiffarther Hofes, Friedrich Kockerols, der allem Anscheine nach die treibende Kraft bei der Gründung war, zum Ehrenpräsidenten bestimmt.

Friedrich Kockerols, gewöhntlich Fritz gerufen, war am 22. März 1835 auf dem Leiffarther Hof als Sohn, der Eheleute Wilhelm Adolf Kockerols und Christine·Borg geboren. Er besuchte. die Volksschule in Würm und erhielt Privatunterricht bei dem damaligen Kaplan Castenholz, kam dann auf die Höhere Schule in Sittard und legte in Aachen vor einer Regierungskommission das Examen zur Erlangung der Berechtigung zum Einjährig-freiwilligen Militärdienste ab. Er wurde im Jahre 1856 erster Beigeordneter der damaligen Bürgermeisterei Würm, die sein Vater als Bürgermeister verwaltete, dann auch Mitglied des Kreistages und Mitglied des Provinzial-Landtages von 1870 bis zum Jahre 1884. In den Jahren 1873 bis 1883 war er Direktor der Lokal-Abteilung Geilenkirchen. Fritz Kockerols hatte die Katharina Honecker von der Kessenicher Burg bei Euskirchen geheiratet; aus dieser Ehe stammen vier Söhne, die alle auf dem Leiffarther Hofe zur Welt kamen. Bei der Teilung zu Lebzeiten der Eltern fiel ihm am 2. November 1862 mit seiner Schwester Therese (1839 bis 1878) der Leiffarther Hof zu. Später verzog Fritz Kockerols zuerst nach Düsseldorf, weshalb ihm am Abend des 11. März 1883 von den Schützen ein Abschiedsständchen gebracht wurde, und später nach lchendorf, wo er am 27. April 1924 starb.

Als Ehermitlgieder wurden gleichzeitig die Vertreter der geistlichen und weltlichen Behörden in Würm ernannt; es waren der damalige Pfarrer Großmann, der Bürgermeister Johann Adam Krahe, der erst im Jahre 1861 sein Amt in Würm angetreten hatte, und sein vorletzter Vorgänger, der Bürgermeister Wilhelm Adolf Kockerols, der das Amt im Jahre 1858 niedergelegt hatte.

Die Leitung der neuen Schützengesellschaft übernahm Leonhard Kauff als ihr erster Präsident, Peter Joseph Schryen, der aber im folgenden Jahre nach Hünshoven verzog und deshalb dirch Hermann Bierfeld ersetzt wurde, als Schriftführer und Peter Anton Weidener als sein Stellvertreter sowie Peter Joseph Schippers als Kassierer.

Für das Öffentliche Auftreten wurde Hermann Thelen als Kommandant, Matthias Forg als erster Offizier, Peter Vaßen als Adjutant, Peter Forg als zweiter Offizier und Hubert Mertzbach mit Johann Joseph Baumanns als Fähnrich gewählt. Eine Trommel schenkte der Ehernpräsident Kockerols, einen Schellenbaum schafften sich die Schützen bald aus eigenen Mitteln an.

Die Schützentracht bestand anfänglich in schwarzem Rock und schwarzer Hose mit weißer Weste, weißen Handschuhen und weißem Binder. Dazu sollten die Schützen nach einem ersten Beschluß blauweiße Schärpen von der rechten Schulter zur linken Seite tragen. Aber schon in der ersten Generalversammlung vom 27. April 1862 wurde festgelegt, daß ein grün-weißes Bändchen im Knopfloch genügen würde. Dagegen sollten die Offiziere der Gesellschaft Schärpe und Degen tragen und dazu einen Stern in Rosettenform.

Das Eintrittsgeld wurde anfangs auf einen Taler festgesetzt. Es sollte nach dem Beschluß der Generalversammlung vom 27. April 1862 für diejenigen, die sich nicht an den Aufzügen beteiligen wollten, sogar zwei Taler betragen; es wurde später auf die Hälfte ermäßigt.

Die Sorge einer zweiten Versammlung, die bereits am 20. April 1862 stattfand, drehte sich um die Beschaffung einer Schützenfahne, für die bald 29 Taler, 15 Silbergroschen an Spenden eingingen, um das zu bestimmende Schützenlokal, das anfangs bei Wilhelm Forg in Würm sein sollte, wo dann auch an den Prunktagen der Schützen der Ball stattfand, und um die zum Vogelschuß notwendige Vogelstange, die der Ehrenpräsident Fritz Kockerols an Pinnershof aufstellen wollte. Dieser Pinnershof war ein besonderes Gehöft in der Nähe des Leiffarther Hofes und nach einer früheren Familie Pinners benannt.

Das Eintrittsgeld wurde anfangs auf einen Taler festgesetzt. Es sollte nach dem Beschluß der Generalversammlung vom 27. April 1862 für diejenigen, die sich nicht an den Aufzügen beteiligen wollten, sogar zwei Taler betragen; es wurde später auf die Hälfte ermäßigt. Die Sorge einer zweiten Versammlung, die bereits am 20. April 1862 stattfand, drehte sich um die Beschaffung einer Schützenfahne, für die bald 29 Taler, 15 Silbergroschen an Spenden eingingen, um das zu bestimmende Schützenlokal, das anfangs· bei Wilhelm Forg in Würm sein sollte, wo dann auch an den Prunktagen der Schützen der Ball stattfand, und um die zum Vogelschuß notwendige Vogelstange, die der Ehrenpräsident Fritz Kockerols an Pinnershof aufstellen wollte. Dieser Pinnershof war ein besonderes Gehöft in der Nähe des Leiffarther Hofes und nach einer früheren Familie Pinners benannt.

Die anfangs für den ersten Sonntag eines jeden Monats vorgesehenen Versammlungen der Schützen fanden schließlich nur noch vierteljährlich statt. Die Ergebnisse der vorgenommenen Besprechungen wurden in den noch vorhandenen Protokollbüchern niedergelegt, die anschaulich von kleinen Freunden und größeren Festlichkeiten, aber auch von mancherlei Sorgen und Nöten der St. Gereons-Schützengesellschaft zu Würm erzählen.

Das älteste noch vorhandene Protokollbuch beginnt mit dem Gründungstag, dem 6. April 1862, und schließt ab mit dem 10. April 1910. Die Fortsetzung bildet ein zweites Protokollbuch, ebenso abgegriffen und verschlissen wie das andere, das mit April 1910 einsetzt und mit einer Versammlung vom 26. Februar 1938 endigt. Die Versammlungen galten der Aufnahme neuer Mitglieder und der Einzahlung der fälligen Vierteljahresbeiträge, der umständlichen Planung der eigenen Veranstaltungen und der Besprechung von Fahrten im festlich mit Maien geschmückten Wagen zu auswärtigen Schützenfesten, die sogar bis Heerlen jenseits der holländischen Grenze führten. Aber auch bei den heimischen Veranstaltungen waren die Schützen regelmäßig vertreten; sie begleiteten mit brennenden Flambeaus·das Allerheiligste in der Fronleichnamsprozession und übernahmen auch die Abhaltung des Erntefestes mit Umzug und Tanzmusik.

Die regelmäßigen Veranstaltungen der Schützen waren der Königsvogelschuß zur Frühkirmes und ein feierliches Seelenamt für die verstorbenen Schützenbrüder am Dienstag der Herbstkirmes. Daneben gab es ab und zu noch weitere Veranstaltungen, Schützenfeste und Fastnachtsbälle. Verstorbene Schützenbrüder wurden feierlich zu Grabe getragen und ihnen ein Seelenamt gehalten.

Im neuen Gründungsjahr 1862 fand am 13. Oktober der erste Vogelschuß statt, nachdem die Schützengesellschaft vier eigene Büchsen angeschafft hatte. Der erste Schützenkönig wurde Wilhelm Peschen, der versprach, den Königsstern zu stiften, der im Schützensilber noch erhalten ist. Die beiden nächsten Könige Franz Goertz und Peter Anton Boimans gaben zusammen einen breiten Ringkragen, an dem heute ein Teil des Schützensilbers hängt; er zeigt das Bild des hl. Gereon als Ritter.

1863-1900

Im folgenden Jahre 1863 wurden noch die beiden Gutsbesitzer Wilhelm Thelen aus Beeck und Borgs aus Müllendorf mit dem neuen Pfarrer Johann Wilhelm Moenker, der zehn Taler aus Anlaß seiner feierlichen Einführung der St. Gereons Schützengesellschaft geschenkt hatte, zu Ehrenmitgliedern eingetragen.

Der Krieg des Jahres 1864 gegen Dänemark scheint ohne Einwirkung auf das dörfliche Leben gewesen zu sein. Nach Beendigung des Krieges gegen Österreich im Jahre 1866 wurde im Oktober beschlossen, daß „bei der nächsten Herbstkirmes die sieggekrönten Krieger unserer Bürgermeisterei festlich empfangen werden sollen“. Während des Krieges 1870/71 gegen Frankreich waren einige Schützenbrüder zu den Fahnen einberufen. Daher wurden im Laufe des Jahres 1870 die einberufenen Schützen Donné, Wolters, Schippers, Roemer, Mertens mit einer Zuwendung von je zwei Talern bedacht. Bei der am 17. Oktober 1871 stattfindenden Siegesfeier wollte „die Schützengesellschaft zur Verherrlichung des Festes den Zug begleiten“.

Mit dem Beginn des Kulturkampfes lehnten die St. Gereons-Schützen anfangs 1874 alle Festlichkeiten einstimmig ab, ,,bis die katholische Kirche ihren Sieg davongetragen, jedoch sollen die kirchlichen Festlichkeiten desto herrlicher gefeiert werden“.

Daher wollten die Schützen auch bei der Ankunft von Dr. Josef Schröder mitwirken, der am 26. April 1849 in Beeck geboren und am folgenden Tage in der Pfarrkirche zu Würm getauft worden war und in der Pfingstwoche 1873 in Rom die Priesterweihe empfangen hatte, dann aber noch ein Jahr in der ewigen Stadt geblieben war und nun mit dem doppelten Doktorhut der Philosophie und der Theologie in seine Heimat zurückkehrte, um auch in der Heimatkirche zu Würm seine Primiz zu feiern. Auch späterhin ehrten die St. Gereons-Schützen den großen Sohn ihrer Heimat. Am zweiten Weihnachtstage 1898 feierte Dr. Schröder als Professor in Münster in seiner Heimatkirche das silberne Priesterjubiläum. Aus Münster waren die Professoren Hitz und Pieper mitgekommen, ebenso sein Freund Giesen, damals Pfarrer in Wickrath. Die St. Gereons-Schützen holten den Jubilar morgens zum Hochamt am Hause seiner Schwester an der Linde in Würm Nr. 1 ab. Am Abend fand im Saale Apolte eine Theatervorstellung seitens der Schützen statt, in der zwei Stücke „Franz Carara“ und „Das Gnadenbild im Walde oder St. Josef, unser Schutzpatron“ aufgeführt wurden. Den Schützen gab Professor Dr. Schröder später einen Bierabend. Professor Dr. Schröder starb im Alter von 54 Jahren am 5. September 1903. Die Beerdigung fand am Mittwoch, dem 9. September 1903, in Würm statt, wobei die Schützengesellschaft vom Trauerhause an der Linde bis zur Kirche mit den anderen Vereinen Spalier bildete.

Im Jahre 1875 fanden dann doch wieder Vogelschuß und KönigsbalI statt, ebenso wurde das Erntefest wieder übernommen. Im nächsten Jahre, 1876, wurden aber die gleichen Veranstaltungen „wegen der jetzigen bedrängten Zeit“ wieder ausgesetzt. Erst nach dem Abflauen des Kulturkampfes setzte auch das übliche Leben in der Schützengesellschaft wieder ein.

Dazu wurde wieder eine neue Schützenfahne gebraucht. Die bisherige Fahne war alt geworden; sie zeigte das Bild St. Gereons und das der Unbefleckten Empfängnis. Wenn eine Reparatur der·alten Fahne möglich war, so sollte die neue Fahne den hl. Gereon zu Pferde darstellen. Falls aber die Wiederherstellung der alten Fahne nicht gelingen würde, so sollte die neue die gleichen Bilder wie die alte tragen Die neue Fahne wurde dann im Jahre 1883 für 195 Mark angeschafft. •

Das Fest ihres 25 jährigen Bestehens seit der Neugründung beging die St. Gereons Schützengesellschaft besonders großartig. Leider sind darüber keine Einzelheiten mehr zu finden. Aber die Tatsache, daß die Abrechnung über dieses Fest in den Protokollbüchern mit 1444,66 Mark bei entsprechenden Einnahmen zu Buch stehen, besagt schon genug.

Werbung von 1956 aus der Festzeitschrift: Teil 1

Teil zwei der Chronik findest du hier:

Festschrift und Heimatbuch 1956: Die Chronik 1901 – 1956

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